Schwarze Kleidung

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Gerybald
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Schwarze Kleidung

Beitragvon Gerybald » Do 8. Okt 2015, 19:35

Immer wieder bekommt man diese hartnäckig verteidigten Gerüchte um die Ohren geballert, die sich ausschließlich von Ignoranz und Halbwissen ernähren und einfach nicht tot zu kriegen sind. So auch die Irrwitzige Annahme es habe im Frühmittelalter keine schwarze Kleidung gegeben.

Hier ein Auszug aus : "Färbemethoden im Römischen Reich"
Für Schwarzfärbungen wurde vor allem Eichengallenextrakt (Galläpfel) verwendet, da diese einen hohen Tanningehalt (55 bis 65 % Gallusgerbsäure) aufweisen. Diesen Extrakt färbte man auf Wolle, die mit Eisenacetat vorgebeizt war. Durch diese Verbindung mit Eisensalz entsteht auf der Wolle ein Gerbstoffschwarz, welches zur Herstellung von schwarzer Tinte, sog. Eisengallustinte verwendet wurde. Diese schwarze Färbung wurde von Plinius und von Theophrastos von Eresos erwähnt. Die Rinde der Eiche wurde wegen ihres Gerbstoffgehaltes für das Färben von Kleidern verwendet.

Die Rinde der Akazie oder Babulakazie (lat: Acacia nilotica, Acacia arabica) wurde bei den Römern für Brauntöne auf Alaunbeize und für dunkelgraubraune und schwarze Farbtöne auf Eisenbeize verwendet. Aus dem Extrakt der Blätter und der Stängel der Brautmyrte (lat: Myrtus commnis L.) wurde ein schwarzer Farbstoff zur Färbung der Haare hergestellt, was im Nahen Osten sehr beliebt war.
Gefunden Hier: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/48 ... chen_Reich

Bild
Das obige Bild zeigt holzige Gallen der Färbergallwespe Andricus gallaetinctoria. Galläpfel werden zwar von der Pflanze produziert, aber nur auf Anregung durch den Speichel der Gallwespenlarve, die in der Galle lebt und sich von ihrem Wirt ernährt. Die Eiche wehrt sich gegen die Bildung der Galläpfel, in dem sie Gerbstoffe produziert. Diese sollen die Entwicklung der Larven behindern. Die Larven produzieren darauf aber ein Gegenmittel.
Zuletzt geändert von Gerybald am Do 8. Okt 2015, 22:09, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Schwarze Kleidung

Beitragvon Gharyak » Do 8. Okt 2015, 21:27

Cool, wo hast du das gefunden? Gibt's da noch mehr Angaben zu anderen Farben?
Was für einen Aufwand die Leute damals betrieben haben ... Und wie die zu dem Wissen gekommen sind.

@all, bitte denkt immer an die Quellenangabe... ;)
Ich vermute das ist aus einem Buch oder?

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Re: Schwarze Kleidung

Beitragvon Gunda » Do 8. Okt 2015, 21:51

Dann kann ich ja doch aus meinem schwarzen Wollstoff was nähen...

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Re: Schwarze Kleidung

Beitragvon Gerybald » Do 8. Okt 2015, 22:15

Wer wirklich interessante Sachen finden will sollte mal mit Google-Scholar suchen

http://scholar.google.de/schhp?hl=de&as_sdt=0,5

so finden sich viele Verweise zu Fachbüchern, wissenschaftlich Berichte zu allen möglichen Sachen, oder Facharbeiten,...teils auch al PDF
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Re: Schwarze Kleidung

Beitragvon Steffi » Fr 9. Okt 2015, 09:56

Wenn die Eichelgalläpfel schwarz färben, indem sie mit Eisensalz weiterentwickelt wurde ist das gut, nur wie viel von diesen Galläpfeln braucht man um ein Gewand zu färben?
Das wäre einfach noch interessant zu wissen, um darauf schließen zu könne wie verbreitet diese Färbemethode war
Alleine durch die Menge der vorhandenen Galläpfel könnte dsich das in beschränktem Rahmen halten.

Naja, und bekannterweise wussten die Römer einiges, sie hatten schließlich auch Fußbodenheizung; Aquädukte; Toiletten mit fließednem Wasser usw.
was aber in späteren Jahrhunderten nicht mehr bekannt war/genutzt wurde. Daher kann es sich auch bei Färbemethoden um Wissen handlen, was später verloren gegangen ist.

(Jaja, ich mach jetzt hier mal den Advocatus Diaboli und setz mich in die Nesseln)

Es gibt noch andere Methoden schwarz zu erzielen mit intensivem Indigo mehrmaligem überfärben und noch irgendwelchen anderen farbstoffen dazu, das war dann aber unglaublich aufwendig. Daher dann auch wieder sehr teuer.
Von daher denke ich war schwarz einfach nicht verbreitet. Und da das einfache Volk ja immer der gehobenen Schicht nach geeifert hat, die sich in den vorhanden Dokumenten/ Funden sehr bunt kleidete, ist daraus dann das Resümee zu ziehen, das schwarz eher selten vorkam oder einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu zuordnen ist.
Was hinter dir liegt und was vor dir liegt, sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was in dir liegt.

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Re: Schwarze Kleidung

Beitragvon Gerybald » Fr 9. Okt 2015, 19:42

Ich vermute das hängt vom Vorhandensein von Eichenwäldern ab, und die waren in Mitteleuropa ziemlich massenhaft vorhanden.

In Skandinavien dürften die Galläpfel selter zu finden sein, aber für ein Volk von Händlern und Räubern war das bestimmt kein Hindernis.
Die Römer haben das Zeug ja auch aus Germanien importiert.

Zum Glück brauch ich mir als Festlandfriese über solche Haarspaltereien keine Gedanken machen. ^^

Ob das wissen verloren ging oder einfach nur nicht angewendet wurde, kann ich nicht mit Gewissheit sagen und Vermutungen
als Wahrheit deklarieren möchte ich nicht. Die Römer hatten fielleicht einfach ein anderes Regierungskonzept und haben das
Volk zufrieden gehalten indem man einen Teil des erwirtschafteten Vermögens in öffendlichen Luxus investiert hat.
Die Herrscher und Kirchenfürsten des Mittelalters haben stattdessen mit Angst und Einschüchterung geherrscht und alles
Einkommen für sich behalten.
Die Wasserklos und Aquädukte in Rom sind ja auch nicht von heute auf morgen in sich zusammengestürzt nur weil einer
gerufen hat: "Jetzt is Mittelalter!" sondern die sind langsam, teils über jahrhunderte, verfallen weil kein Geld mehr in die
Instandhaltung gesteckt wurde.Irgendwann hat dann einer Im öffendlichen Klo angefangen seinen Sperrmüll zu lagern und
die Steine von Aquädukt wurden für nen neuen Hühnerstall aus der tragenden Säule gehämmert.

Was das "den Adel nacheifernde einfache Volk" angeht, so gab und gibt es diese "Nacheiferer" schon immer.
Aber es gab auch immer in nicht geringer Zahl jene die sich bewusst von den Herrschenden abgrenzen wollten.
So gab es Germanische Gruppen die bewust keine Römische Kleidung tragen wollten, die Anhänger von Luther
lehnten den Pomp der Katholischen Kirche ab, die Jakobiter und Hugenotten spotteten auf die pompöse Kleidung
von Ludwig XIV und Georg I und trugen meist Kleidung in Braunen Naturtönen oder eben Schwarz. Und das waren
alles keine Einzelfälle sondern ganze Volksgruppen.

Ich selbst habe ein Fable für Kleidung dessen Schnitt so zeitlos ist das sie vor 100 Jahren keinem als Fremdartig aufgefallen wäre.
"Aber das ist natürlich ein sehr persönlicher Tick" ^^

Hier ien paar Farben die ich persönlich besonders mag:
Bild
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Re: Schwarze Kleidung

Beitragvon Gerybald » So 18. Okt 2015, 12:26

Aus einem Referat eines Kunststudenten (PDF):

Die Farbe der Geistlichkeit
Die Kutten der Mönche der ersten Orden waren noch aus ungefärbter Wolle, eher grau. Um das Jahr 1000 wurden die Ordensfarben festgelegt. Grau, Braun und Schwarz. Dies waren
die einfachen Farben. Die Wolle der Kutten sollte nicht nur naturschwarz sein, sonder
mußte auch noch zusätzlich künstlich gefärbt werden. Auch die braunen und grauen Kutten wurden extra noch mal gefärbt. Schwarz färben war teurer als grau oder braun zu färben – Schwarz wurde zur beliebtesten Farbe der Mönchsorden.

Das Verschwinden der Farbe
In der Mitte des 15. Jahrhunderts brach die Farbigkeit des Mittelalters zusammen. Der Adel reservierte die leuchtenden Farben für sich und die armen Schichten mußten die dunklen,
unreinen Farben tragen. Farbe bedeuteten Macht. Doch der Adel wurde Ärmer und
das Bürgertum, durch Handel, reicher. Sie ließen sich die Farben ihrer Kleidung vom Adel nicht mehr vorschreiben und von nun an bedeuteten Farben Reichtum.
In der Malerei wurden die Symbolfarben durch Realitätsfarben ersetzt. Die Realität sah düster aus.
Der „Schwarze Tod“ (Die Pest) wurde als Strafgericht Gottes angesehen.
Um die Eitelkeit, die damals Todsünde bedeutete, zu verbergen, trug man schwarz.

Schönfärber und Schwarzfärber
Schönfärber und Schwarzfärber gab es im Mittelalter. Die Schönfärber färbten die leuchtenden, teuren Farben,
die nur für teure Stoffe verwendet wurden.
Manchmal wurde aber billiger Stoff durch färben mit teuren Farben aufgewertet. Daher stammt die Redensart
„Das ist nur Schönfärberei“.
Mit der Entdeckung Amerikas entdeckte man auch das Färbemittel für das schönste Schwarz – Blauholz. Ein
Grund dafür, warum Schwarz immer beliebter wurde.

Luthers schwarzer Taler:
Die fromme Bescheidenheit der Protestanten zeigte sich in ihrer schmucklosen schwarzen Kleidung. Die einheitlich schwarze Kleidung wurde zum Symbol der Protestanten, wobei das Schicksal nicht mehr durch den Stand der Geburt bestimmt ist. Dieser Taler wurde zur Tracht aller bürgerlichen Autoritäten.
Der schwarze Luthertaler ist noch heute die festliche Amtskleidung von Bürgermeistern und die offizielle Berufskleidung der Richter.

Die Farbe der Individualität und der Abgrenzung:
Die Individualität wird durch Schwarz dargestellt. Es wirkt abgrenzend. Es verleiht außerdem Würde, oder zumindest Unnahbarkeit. Der Gegensatz zu schwarz ist rosa. Die hautähnliche Farbe läßt den Eindrucke von Nacktheit und Hilflosigkeit entstehen.
Als Farbe der Abgrenzung ist schwarze Kleidung bei allen Gruppen populär, die sich jenseits der Massen anpassen wollen.

Die Bräute trugen schwarz:
Bräute trugen schwarze Kleider, nur der Schleier war weiß. Da das Brautkleid nur einmal im Leben getragen werden sollte, war das früher Verschwendung und solcher Luxus war unvorstellbar.

Das schöne Schwarz Afrikas:
Schwarz ist dort die schönste Farbe. In den Flaggen und Wappen afrikanischer Staaten ist schwarz die Farbe des Volkes. Es symbolisiert Selbstbewußtsein der Unabhängigen gewordenen Staaten. Das Freiheitssymbol der Afrikaner ist der schwarze Stern (fünfzackig).

Illegalität und Anarchie:
Das Attribut Schwarz verweist auf Verbote. (Schwarzhandel, Schwarzfahren...) Schwarze Listen sind Listen von unerwünschten Personen. Es ist auch die Farbe der geheimen Organisationen, die gegen herrschende Rechte agiert.
Der schwarze Stern ist ein Symbol der Anarchisten.

Die faschistischen Ideale:
Schwarz und Rot sind die Grundfarben der Bedrohung, der Stärke und Brutalität. Als Farbe einer faschistischen Bewegung tauchte Schwarz 1919 in Italien auf. Ihr Kennzeichen war ein schwarzes Hemd. Das Schwarz war für den gleichmacherischen Effekt, dadurch konnte jeder sich wenigstens optisch als gleichberechtigtes Mitglied der Organisation fühlen.

Schwer, eng und hart:
Schwarz gestrichene Räume wirken kleiner, als weiß gestrichene. Schwarze Möbel wirken im positiven Fall repräsentativ und im negativen beengend.
Ein Beispiel geistert durch die Literatur:
Ein amerikanisches Unternehmen, dessen Arbeiter über zu schwere Kisten, die sie tragen mußten, klagten (diese waren dunkel), strichen sie weiß. Dann kamen keine Klagen mehr. Diese Kisten wurden als weiß viel leichter empfunden.
Anmerkung:
Solche „Beweise“ kommen angeblich immer aus Amerika. Und mehr ist über solche Experimente nie zu erfahren. Amerika scheint für Manipulationsgläubige noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein. Tricks, die hier jeder durchschaut, werden dort zu wissenschaftlicher Wahrheit. Die Amerikaner rächen sich, sie publizieren diese Beweise menschlicher Dummheit unter dem Hinweiß: „in Europa bewiesen“.
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